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Anlagenotstand – Staatsanleihen und Rendite gesucht

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Börse_EZB_08_10Der Rückgang bei den Zinsen in der Euro-Zone hat Ausmaße erreicht, die sich viele Anleger bis vor Kurzem nicht vorstellen konnten. Inzwischen werfen 5jährige Bundesanleihen eine negative „Rendite“ von 0,09 Prozent ab. Im ersten Teil unserer mehrteiligen Serie „Anlegen bei Negativzinsen“ schauen wir, wie tief die Zinsen in der Euro-Zone trotz der Rekordverschuldung vieler Länder fallen können und was Investoren tun könnten.

Der Gedanke an Mario Draghi treibt vielen Sparern in Deutschland die Zornesröte ins Gesicht: Anstatt dass Sparer auf ihre Anleihen eine ordentliche Verzinsung bekommen und mit dem Geld sich etwas leisten können, gibt es heute für risikolose Anleihen in der Euro-Zone keinerlei Zinsen mehr. Selbst die 7jährige Bundesanleihe (WKN: 113547), die am 4. Juli 2022 ausläuft, wirft eine Rendite von nur 0,01 Prozent ab – in Sachen Verzinsung hat man damit mit Gold pari gezogen, befindet sich nun auf Augenhöhe.

Dabei hat die Anleihe, die am 11. April 2012 ausgegeben worden war, einen Kupon – also einen Zinssatz, der quasi auf der Anleihe steht – von 1,75 Prozent. Wegen der anhaltenden Lockerung der Geldpolitik der EZB haben Investoren allerdings  diese Anleihe – ebenso wie viele andere – gekauft und den Kurs, der zu 99,77 Prozent ausgegebenen Anleihe, auf aktuell 112,72 Prozent nach oben getrieben. Entsprechend mickrig fällt die Rendite aus.

Weil die Zinsen für kurzlaufende Papiere, also jenen bis zu 3 Jahren, eine negative Rendite aufweisen, während selbst mittlere Laufzeiten (3 bis 7 Jahre) nur absolute Minizinsen abwerfen, schichten Investoren Geld zähneknirschend in Papiere mit Laufzeiten von 10 Jahren und mehr um.

Banken_Italien_MonteidiPaschi„Während das mittlere Laufzeitensegment in der Beliebtheit auf ein Allzeittief fällt, finden Investoren Papiere mit Restlaufzeiten von über 10 Jahren so attraktiv wie nie zuvor – trotz auch dortiger Renditetiefs.

Das zeigt die ganze Verzweiflung der Bondanleger im derzeitigen Zinsumfeld“, schreibt Sebastian Wanke, Analyst bei sentix. Die sinkenden Zinsen in Deutschland spiegelt der Bund-Future wider, dessen Kurs mit 158,8 Punkten in der Nähe des Rekordhochs notiert. Der Bund-Future ist ein Terminkontrakt, der sich auf eine fiktive, langfristige Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Kupon von sechs Prozent bezieht. Die Zinsen für zehnjährige Anleihen liegen mit aktuell 0,19 Prozent in der Nähe des Rekordtiefs. Tendenz: weiter sinkend.

Deutsche Anleihen sind die Meßlatte

Weil Deutschland die mit weitem Abstand größte Volkswirtschaft der Euro-Zone ist und die Staatsschulden Deutschlands im Vergleich zur Wirtschaftsleistung bei Weiten nicht so hoch sind wie bei anderen Ländern erfreuen sich die deutschen Anleihen eines starken Handelsvolumens und sind damit die Benchmark in der Euro-Zone.

Während die Schulden Deutschlands am Ende des 3. Quartals 2014 auf 74,8 Prozent der Wirtschaftsleistung gesunken waren, lagen jene Italiens bei herben 131,8 Prozent. Der Wert für Spanien von 96,8 Prozent liegt ähnlich hoch wie jener für Frankreich mit 95,3 Prozent. Während sich das Handelsvolumen für deutsche Anleihen auf rund 21 Mrd. Euro pro Tag (400 bis 500 Mrd. pro Monat) belaufen, liegt jenes beispielsweise für italienische Papiere bei lediglich 6,5 Mrd. Euro pro Tag.

Bundesanleihe bald negativ – auch auf 10 Jahre 

Konjunktur_Bauprojekt_ItalienWegen des gigantischen Anleihenkaufprogramms der EZB können die Zinsen für zehnjährige Bundesanleihen zwar weiter sinken und ebenso in den negativen Bereich gedrückt werden wie die Renditen für Kurzläufer. Immerhin hat die EZB gesagt, sie werde Papiere mit einer Negativverzinsung bis 0,2 Prozent kaufen. Daher dürften die Kurse vieler deutscher Anleihen auf Niveaus klettern, dass die Verzinsung genau bei minus 0,2 Prozent liegt.

Anleger sollten jedoch bedenken, dass die Inflation in den nächsten Jahren bei dem anhaltenden Gelddrucken der EZB deutlich steigen könnte. In dem Fall würden die Anleihenbesitzer reale Kaufkraftverluste verbuchen. Angesichts der sehr hohen Verschuldung machen 10jährige italienische Anleihen mit einer Verzinsung von 1,30 Prozent wenig Sinn, wenngleich die Kurse weiter steigen und die Zinsen auf Null Prozent oder sogar darunter gedrückt werden könnten.

Deshalb ist das Argument der Aktie grundsätzlich korrekt, wie zuletzt zuhauf beschrieben. Bloss sollte man eben die Risiken im Hinterkopf haben. Eine Idee daher ist, die entsprechenden Märkte durchaus eher über den Aktienmarkt abzubilden, aber mit Augenmaß. Dies kann bedeuten, speziell bei Italien statt auf Unternehmensanleihen auf spezielle Produkte auf italienische Aktien zu setzen – die wir Ihnen immer wieder auch in der ISIN-Liste vorstellen – einen ETF-Sparplan einzurichten, um in Etappen zu agieren oder mit Puffer zu agieren. Die Renditeerwartungen zeigen aber eines und dies gilt, auch wenn es abgedroschen klingt: Es gibt keinen risikolosen Zins mehr, lediglich zinsloses Risiko. Leider.

Aspekt wird vernachlässigt

Einen Aspekt vernachlässigen viele Experten aber in ihrer Argumentation der Anlageklassen: Gold hatte jahre- und jahrzehntelang den Nachteil gegenüber Bundesanleihen oder vielen anderen Staatsanleihen, dass es ohne Kupon oder Zins eher als Versicherung denn als Investment mit regelmäßiger Ausschüttung betrachtet wurde. Dieser Vergleich hinkt nun – Gold und eine Bundesanleihe spielen in Sachen Verzinsung mittlerweile auf zwei oder fünf, bald auch auf zehn Jahre, in der gleichen Liga. Natürlich, die Risiken im Kurs sind bei Gold womöglich noch höher. Das Argument des Zinses aber ist in diesem Vergleich vorbei.

Und betrachtet man beide Seiten der Medaille, so sprechen die Aktionen der Notenbanken zumindest nicht dafür, Gold als Anlageklasse zu vernachlässigen und nicht 5 oder 10 Prozent seines Vermögens darin zu investieren. In Sachen Chance-Risiko scheint es sinnvoller als eine zehnjährige italienische Staatsanleihe.

Im zweiten Teil schauen wir am kommenden Montag, welche Staatsanleihen welcher Länder außerhalb Europas noch attraktive Renditen bieten. Dazu ein kleiner Hinweis: Känguruh;-)


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