Mit der Zinswende wollte US-Notenbankchefin Janet Yellen Investoren signalisieren, dass die Wirtschaft stark sei und Zinserhöhungen verkraften könne. Dass der bisher robuste Arbeitsmarkt zuletzt schwächelte zeigt aber genau das Gegenteil. In welcher Verfassung ist die US-Wirtschaft tatsächlich und können die heute veröffentlichten Arbeitsmarktdaten wieder eine Wende zum Besseren zeigen?
Alles schaute auf die um 14.30 Uhr anstehenden US-Arbeitsmarktdaten für den Monat Februar (hier geht es zum Wirtschaftskalender). Schließlich waren im Januar lediglich 151.000 Jobs geschaffen worden und damit viel weniger als Volkswirte vorhergesagt hatten. Diesmal waren es mehr – immerhin.
Für Februar war ein Plus von 195.000 erwartet worden – herausgekommen sind merklich mehr als 200.000 – und eine Revision nach oben für den Januar, der sehr schwach ausfiel. Für das ganze vierte Quartal 2015 wurden im Schnitt 279.000 neue Jobs geschaffen, doch davon scheint man derzeit weit entfernt zu sein.
Sowohl sehr starke als auch sehr schwache Jobzahlen wären negativ ausgelegt werden. Einerseits drohen Zinserhöhungen, wenn die Zahlen hoch ausfallen, andererseits signalisieren schwache Daten, dass die gesamte US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte. Da die Erwartungen nur leicht übertroffen wurden, hat der Markt positiv reagiert.
Eine wirtschaftliche Schwäche signalisieren allerdings andere Wirtschaftsdaten, was auch für die deutsche Exportsirtschaft schlecht ist, ist sie doch einer der Hauptprofiteure einer starken US-Wirtschaft. Die ökonomische Abkühlung ist derzeit aber so stark, dass die Investoren zusehends von US-Rezession reden, also von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Die Sorgen sind berechtigt.
US-Wirtschaft hat eine Menge Gegenwind
Die Industrie zum Beispiel ist bereits in der Rezession. So lag die Industrieproduktion im Januar um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das war der 3. Rückgang in Folge. Derartige Zahlen gibt es üblicherweise nur, wenn die US-Wirtschaft bereits in der Rezession ist.
Die US-Wirtschaft leidet zudem stark unter dem Verfall der Ölpreise. Da die Öl-Industrie kräftig Mitarbeiter abbaut und die Investitionen kürzt, belastet das anhängende Sektoren, wie den Auto- und Hausbausektor, enorm. Das Problem ist, dass die Industriebranche in der Rezession innerhalb weniger Monate den viel größeren Dienstleistungssektor mit nach unten zieht.
Für zusätzlichen Gegenwind sorgt der starke Dollar. Denn dadurch werden amerikanische Produkte im Ausland teurer, während ausländische Produkte in den USA billiger werden.
Ramschanleihen infizieren Investment Grade-Anleihen
Dass die US-Wirtschaft bereits in die Rezession abgerutscht sein könnte, zeigt der Markt für Ramschanleihen deutlich an. Die Zinsen für Ramschanleihen sind zuletzt zwar auf 8,7 Prozent gesunken. Dennoch liegen sie immer noch auf einem sehr hohen Niveau, nachdem sie im Frühjahr 2015 noch bei 6 Prozent gelegen hatten.
Wenn die mit Billionen von Dollar hoch verschuldeten Unternehmen aber keine neuen Kredite mehr bekommen, bremst das die gesamte Wirtschaft enorm ab, was wiederum den Markt für Investment Grade-Anleihen infiziert. Die Zinsen für Investment Grade-Anleihen sind auf 4,3 Prozent geklettert. Das ist ein Anstieg um 100 Basispunkte (ein Prozentpunkt) gegenüber Frühjahr 2015.
Fed hat schweren Fehler gemacht
Weil viele Investoren befürchten, dass die Wirtschaft bereits in der Rezession ist, flüchten die Investoren in Staatsanleihen. Die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen sind auf nur mehr 1,8 Prozent gesunken, womit das Rekordtief von Mitte 2012 bei knapp 1,5 Prozent rapide näher rückt.
Gleichzeitig hat der Markt für Fed Funds Futures, also für Futures (Derivate) auf die Fed Funds (US-Leitzinsen) sämtliche Zinserhöhungen für dieses Jahr ausgepreist – sprich es werden keinerlei Zinserhöhungen mehr für dieses Jahr erwartet. „Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank stellt sich nun als folgenschwerer Fehler heraus“, sagt auch Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets. „Statt die Märkte zu beruhigen, hat die Fed einen Orkan ausgelöst, der die Märkte nun in einen immer festeren Klammergriff nimmt.“
Handwerkszeug sind moderat gehebelte Knock-outs (Bull: DX78MQ) (Bear: CR18TW) auf den S&P500. Eine risikoärmere Alternative ist ein kurzlaufendes Discountzertifikat mit einem Cap in etwa auf dem aktuellen Niveau, zum Beispiel die WKN VS3RMQ. Hier liegt der Cap bei 2.000 Punkten, Laufzeitende ist im Juni 2016. Die Renditechance liegt bei 4,2 (13,6% p.a.) und der Discount bei 3,6 Prozent. DAX-Papiere finden Interessierte in der ISIN-Liste, in breiter Auswahl.
In den nächsten Monaten könnten die Konjunkturdaten weiter darauf hindeuten, dass die US-Wirtschaft bereits schrumpft. Daher könnten die Turbulenzen beim S&P500 zurückkehren. Eine nachhaltige Stabilisierung kann nur erreicht werden, wenn die Fed schnellstmöglich umschwenkt, Zinserhöhungen auf Eis legt und ein neues Gelddruckprogramm QE4 sowie Strafzinsen ankündigt.
Fotoquelle: Daimler