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China – Die Blase ist geplatzt

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Süden Asien Griechen Griechenland, immer wieder Griechenland – wenn wir wollten, könnten wir Ihnen täglich 5-10 Beiträge von Analysten und Research-Teams vorstellen, in denen es um die Causa Hellas geht. Da wir aber weder Sie noch uns langweilen möchten, sind wir auf der Suche nach den wirklich entscheidenden Faktoren. Dazu gehört für uns China und die DZ Bank hat uns am Mittwoch eine Studie zur Verfügung gestellt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen, denn aus China kommt momentan der größte Gegenwind für Autobauer und Chemietitel, für Rohstoffaktien wie BHP oder auch Thyssen und Salzgitter. Nach der Rallye am chinesischen Aktienmarkt, die zwischenzeitlich sogar in einer Kursverdopplung führender Aktienindizes im laufenden Jahr mündete, ist es nun innerhalb kürzester Zeit zum Crash gekommen. Die DZ schreibt dazu Folgendes:

Noch vor knapp einem Monat standen der Shenzhen und der Shanghai Composite- Index auf dem jeweils höchsten Stand seit sieben Jahren. Die Marktkapitalisierung des chinesischen Aktienmarktes betrug Mitte Juni noch 10 Billionen US-Dollar, was umgerechnet 60% der Kapitalisierung des US-Aktienmarktes (17 Bio. US-Dollar) entsprach und das Ausmaß der spekulativ getriebenen Entwicklung widerspiegelt.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Die Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes hatte sich deutlich von der Entwicklung der Realwirtschaft entfernt, diese wächst heute langsamer als früher. Der chinesische Markt war zuletzt (zusammen mit der griechischen Börse) der volatilste Aktienmarkt weltweit gewesen, u.a. auch weil viele Privatanleger neu in den Aktienmarkt strömten und dabei auf Kredit („margin“) spekulierten.

Kettenreaktion als logische Folge

Die chinesische Regierung hatte bis zuletzt versucht, der Spekulation durch verschiedene Maßnahmen Einhalt zu gebieten, letztlich ohne Erfolg. Nachdem die ersten Anleger Gewinne realisiert hatten, folgte die übliche Kettenreaktion, die nun zum Crash geführt hat, vor dem wir an dieser Stelle bereits im April 2015 gewarnt hatten. In den vergangenen drei Wochen sind die Aktienkurse in China durchschnittlich um 35% gefallen. Der Crash wäre vermutlich noch viel deutlicher ausgefallen, hätten nicht verschiedene technische Handelsusancen (z.B. Aktien werden nach zehn Prozent Kursverlust vom Handel ausgesetzt) bremsend gewirkt.

Der Marktkapitalisierungsverlust in Höhe von 3,5 Bio. USD ist ein erheblicher Verlust (zum Vergleich: Die ausstehende Schulden Griechenlands betragen 349 Mrd. USD), selbst für chinesische Verhältnisse. Nicht ohne Grund trägt die chinesische Regierung nun Sorge, dass der Börsencrash den erarbeiteten Wohlstand der Bürger vernichtet. Aktuell wird versucht, den entstandenen Schaden zu begrenzen: Neuemissionen sind zunächst nicht mehr erlaubt, bei rund 1.300 Werten (rund 70% aller Titel oder 43% der Marktkapitalisierung) wurde der Handel unterbrochen und die großen Wertpapierhäuser Chinas haben sich dazu verpflichtet, dem Markt neue Liquidität zur Verfügung zur stellen.

Asien_Indien_2Mit Hilfe der ergriffenen Maßnahmen wird es nun wahrscheinlicher, dass die Panik am Aktienmarkt zunächst eingedämmt werden kann. Ob und wie stark sich die Kursverluste negativ auf die Realwirtschaft auswirken werden, ist nicht konkret messbar. Aus unserer Sicht sollte der Schaden jedoch nicht allzu hoch ausfallen, denn es dürfte sich bei den erzielten Börsengewinnen maßgeblich um Phantomgewinne gehandelt haben, also Buchgewinne, die kaum jemand der Marktteilnehmer realisiert hat.

Den letzten beißen die Hunde – oder heißt es in China “Die letzten beißen in die Hunde?”;-)

Den größten (prozentualen) Schiffbruch erlitten haben diejenigen Anleger, die als letzte auf den Zug aufgesprungen sind. Beim letzten großen Aktienmarktcrash im Jahr 2007 (-70% vom Hoch) waren die Auswirkungen auf die Realwirtschaft Chinas vernachlässigbar, allerdings wuchs damals die chinesische Wirtschaft deutlich stärker.

Heute kommt der Crash aus chinesischer Sicht zur Unzeit. Das Land hatte jüngst versucht durch umfangreiche Reformen, speziell auch hinsichtlich der Öffnung der Kapitalmärkte, internationale Investoren in das Land zu locken. Deren Interesse an Investitionen an den Aktien- oder Anleihenmärkten dürfte vorerst deutlich gesunken sein. China muss sich nun das Vertrauen der Kapitalmärkte ein Stück weit zurück erarbeiten. Auch drohen dem Land indirekt zusätzliche finanzielle Belastungen. Sollte sich die Krise ausweiten, müsste China sicherlich stärker als heute fiskalpolitisch gegensteuern.

Quelle: DZ Bank Research


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