Quantcast
Channel: Feingold Research, Investmentportal » Länderanalysen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 63

Hamlet in Kaupmannahöfn

$
0
0

Konjunktur_ContainerNach der überraschenden Ankündigung der Schweizer Nationalbank, den Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro aufzugeben, ist der Franken stark gestiegen. Nun spekulieren etliche Investoren, wie lange Dänemark die Bindung der Krone an den Euro aufrecht halten kann. Immerhin ist das keine leichte Aufgabe und erinnert irgendwie an das Trauerspiel “Hamlet” von Shakespeare, das nun in Kaupmannahöfn, der isländischen Bezeichnung der dänischen Hauptstadt, aufgeführt wird.

Die dänische Notenbank ist immer für eine Überraschung gut: Nachdem sie am Jahresanfang innerhalb weniger Wochen die Zinsen mehrmals gesenkt hatte, woraufhin die Strafzinsen zuletzt bei 0,75 Prozent lagen, hat die Notenbank bei der jüngsten Sitzung am 12. Februar überraschend keine weitere Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Dabei hatte mancher Experte erwartet, dass Notenbankchef Lars Rohde auf den anhaltenden Aufwertungsdruck auf die dänische Krone reagieren würde. Die jüngste Entscheidung deutet daraufhin, dass die Notenbank stattdessen verstärkt am Währungsmarkt intervenieren und Euro kaufen wird, um die eigene Währung zu schwächen.

Laut den Schätzungen der Nordea Bank hat die Notenbank allein im Februar für umgerechnet 26 Mrd. Dollar Kronen auf den Markt geworfen. Dadurch ist die Bilanzsumme der Notenbank auf den Rekord von rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nach oben geschossen. Die Bilanzsumme der Schweizer Nationalbank (SNB) hatte hingegen rund 80 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, ehe die SNB den Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro aufgegeben hatte. Rohde hat bislang immer betont, dass es keine Grenzen für die Bilanzsumme der dänischen Notenbank gäbe. Daran zweifeln allerdings etliche Investoren.

Die Zinsen noch weiter nach unten drücken

Div_Währungen1Die Krone ist an den Euro gekoppelt und darf in einem Band von 2,25 Prozent um die Marke von 7,46038 Kronen je Euro, also zwischen 7,29252 Kronen und 7,62824 Kronen, schwanken. Allerdings lässt die Notenbank üblicherweise nur eine Schwankung um 0,5 Prozent zu. Die Währungskurse am Devisenmarkt, wonach der in einem Jahr auslaufende Future bei 7,36 Kronen je Euro und damit um mehr als ein Prozent um den Zielkurs der Notenbank schwankt, zeigt, dass etliche Investoren auf eine Aufwertung der Krone spekulieren. Die Notenbank tut alles um die Zinsen am Anleihenmarkt weiter zu drücken.

Denn während die Zinsen für 10jährige dänische Anleihen zuletzt bei 0,31 Prozent gelegen hatten, waren die Zinsen für gleichlaufende schweizerische Anleihen zwischenzeitlich sogar ins Minus gerutscht. Die dänische Notenbank geht aber einen anderen Weg als die anderen Notenbanken. Während letztere durch massive Anleihenkäufe die Nachfrage nach den Papieren künstlich stark erhöhen und so die Zinsen drücken hat die dänische Notenbank die Regierung überzeugt, auf den Verkauf von Staatsanleihen erst einmal zu verzichten und so das Angebot zu verringern. Das Ergebnis ist das Gleiche wie bei den QE-Programmen der anderen Notenbanken: Die Zinsen für dänische Anleihen sinken deutlich. Rohde hat bereits gesagt, dass er notfalls Staats- und Hypothekenanleihen kaufen wird, sollten diese Schritte notwendig sein.

Warten auf weitere Zinssenkungen

Dänische Kronen je Euro auf ein Jahr

Dänische Kronen je Euro auf ein Jahr

Da die Nachfrage nach der Krone trotz der Maßnahmen der Notenbank stark ist, gehen etliche Investoren davon aus, dass die Notenbank die Zinsen möglicherweise noch weiter senken wird und die Strafzinsen beispielsweise ein Prozent erreichen werden. Die Notenbank kann sich bei ihrer Arbeit auf die Hilfe der EZB verlassen. Die Jahrzehnte alte Koppelung der Krone an den Euro sieht vor, dass die EZB notfalls eingreift, falls die Krone das Band von 2,25 Prozent brechen sollte. Sollte die dänische Notenbank allerdings noch weiter in das Marktgeschehen eingreifen, wachsen aber die Probleme für die Banken, denn ihre Zinsmarge sinkt noch weiter.

Die dänische Notenbank dürfte in den nächsten Monaten die Geldpolitik weiter deutlich lockern, um die Koppelung der Krone aufrechtzuhalten. Eine Bilanzsumme von „nur“ rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung lässt Notenbankchef Rohde noch eine Menge Handlungsspielraum. Anleger werden jedoch genau darauf achten, wie schnell die Bilanzsumme im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung steigt. Denn langfristig dürfte die Koppelung der Krone an den Euro kaum aufrecht zu halten sein, zumal wenn die EZB künftig noch viel mehr Geld drucken sollte, als derzeit viele Experten erwarten. Die Analysten der Deutschen Bank hatten zuletzt gesagt, sie erwarten, dass die EZB am Jahresende die „Bazooka“ noch einmal verstärken werde.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 63