Quantcast
Channel: Feingold Research, Investmentportal » Länderanalysen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 63

Chinas Aktienmarkt boomt

$
0
0

Börse_Konjunktur_HafenIn China hat man sich von zweistelligen Wachstumsraten verabschiedet, am Dienstag wurde verkündet, dass sieben Prozent eine schöne Zahl in Sachen Wachstum für 2015 wäre. Die Anleger stört das in keinster Weise, denn die Notenbank gibt ihr bestes um die Party am Laufen zu halten, viele Aktienbewertungen steigen jedoch auf Neuer-Markt-Niveaus. Chinas Premier Li hat einen Wachstumsplan entworfen: Der Binnenkonsum soll gestärkt werden und man möchte den Anteil der energieintensiven Industrie verringern. Dennoch bleibt China der globale Wachstumsmotor. Warum lesen Sie in unserem zweiteiligen China-Beitrag.

Auch wenn die chinesische Volkswirtschaft im ersten Quartal 2015 laut chinesischem Statistikamt so langsam wie seit den Ausläufern der Finanzkrise 2009 nicht mehr wuchs – das Wachstum kühlte sich im Jahresvergleich auf 7,0 Prozent ab – boomt der Aktienmarkt in China. Mit einer weiteren kräftigen Lockerung der Geldpolitik versucht die chinesische Notenbank, eine weitere Abkühlung der Wirtschaft abzubremsen und genau wegen der schwachen Wirtschaft dürfte der Aktienmarkt weiter haussieren.

Denn nach den Maßnahmen der Behörden halten sich die Schattenbanken, die Vermögen im Wert von Billionen von US-Dollar besitzen, bei der Kreditvergabe an kleine Unternehmen und an Privatleute stark zurück. Stattdessen fließt das Geld in den Kapitalmarkt und treibt die Aktienkurse stetig nach oben. So ist der Shanghai Shenzen CSI 300 Index, der die größten Unternehmen an den Börsen der zwei Metropolen abbildet, seit Mitte 2014 um mehr als 70 Prozent nach oben geschossen.

20 Prozent in 4 Wochen

HSCEI-Index seit Jahresbeginn

HSCEI-Index seit Jahresbeginn

Chinas Börsen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen haben im laufenden und vergangenen Jahr eine eindrucksvolle Rallye hingelegt, einzelne chinesische Werte haben sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. Der Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI) lag Ende April bei 14700 Punkten, Ende März notierte er noch bei 12.350, das heißt er hat alleine in diesen vier Wochen 20 Prozent zugelegt. Aktuell steht der Index etwas tiefer bei 14.200 Punkten.

Der Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI) ist ein an der Börse von Hongkong gelisteter Aktienindex, der die wichtigsten chinesischen Aktiengesellschaften zusammenfasst. Er wurde am 8. August 1994 eingeführt und wird quartalsweise aktualisiert, Voraussetzung für eine Aufnahme ist, dass die H-Aktien auch im übergeordneten Hang Seng Composite Index (HSCI) gelistet sind. Aktuell sind 40 Unternehmen im HSCEI gelistet, darunter ICBC (Anteil 9,92 Prozent), die Bank of China (9,87 Prozent), CCB (9,81 Prozent) China Life (8,47 Prozent), Ping An (8,14 Prozent), PetroChina (6,07 Prozent), Sinopec Corp (5,28 Prozent), ABC (3,16 Prozent), CM Bank (2,91 Prozent) sowie CPIC (2,75 Prozent).

Nachhaltiges Wachstum angestrebt

Zum Auftakt des diesjährigen Volkskongresses im März hat Chinas Premier Li die Wachstumsprognosen erneut gesenkt und einen langfristigen Wandel skizziert. Ministerpräsident Li Keqiang will die Wirtschaft seines Landes auf einen nachhaltigeren Kurs bringen. Der Binnenkonsum soll angekurbelt werden und die Abhängigkeit vom Export zurückgehen. Gleichzeitig soll sich China schrittweise aus arbeits- und energieintensiven Industrien zurückziehen, um sich stärker auf innovative Branchen und den Dienstleistungssektor zu konzentrieren. Dafür will Li auch geringeres Wachstum in Kauf nehmen, solange genug neue Stellen geschaffen werden und die Einkommen der Bevölkerung wachsen. Schon im vergangenen Jahr hatte das Land mit 7,4 Prozent das schwächste Wachstum in 25 Jahren verzeichnet. Wichtige Indikatoren deuten an, dass die Talsohle noch nicht erreicht sein könnte. Im ersten Quartal verlangsamte sich das Wachstum der Industrieproduktion im Jahresvergleich unerwartet stark auf 6,4 Prozent. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei 10 Prozent gelegen. Bislang war auch die Außenwirtschaft ein Wachstumstreiber für die größte Handelsnation der Welt gewesen. Im März waren die Ausfuhren unerwartet stark um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen.

China bleibt der globale Wachstumsmotor.

Konjunktur_ContainerChinas Wirtschaft ist mit etwa 10 Billionen US-Dollar auf mehr als das Doppelte der Größe von 2008 angewachsen. China steuert mehr als doppelt so viel zum globalen Wachstum bei wie die USA. Das Wachstumsziel steht laut Li im Einklang mit dem Streben nach einer “moderat wohlhabenden Gesellschaft”. Seit November gab es zwei Zinssatzkürzungen und eine Senkung der Gewerbesteuer, um so die Wirtschaft anzukurbeln.

Die Staatsausgaben sollen weiter erhöht werden, um Impulse zu setzen. So kündigte Li an, die Investitionen in die Infrastruktur um 20 Milliarden auf 477 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 68 Milliarden Euro) anzuheben. Li versicherte, das neue Wachstumsziel werde genügend Jobs sicherstellen. So werde sich die Regierung um die Schaffung von zehn Millionen Stellen bemühen, die Arbeitslosenrate in urbanen Gegenden solle weiter bei 4,5 Prozent oder darunter liegen. Das Inflationsziel soll den Angaben zufolge bei rund drei Prozent bleiben. Zudem versprach Li, Unternehmen und ausländischen Investoren eine größere Rolle in der chinesischen Wirtschaft zuzuweisen. Nach drei Dekaden marktorientierter Reformen wird diese nach wie vor von staatlichen Banken, Ölkonzernen und anderen Unternehmen dominiert. Künftig will sich Peking vor allem noch mehr für Investoren aus dem Ausland öffnen. Die Zahl der Dienstleistungsbranchen und Industrien, in denen externe Investments beschränkt seien, würden fortan um die Hälfte reduziert, kündigte Li an.

Quelle: Societe Generale, eigene Recherche


Viewing all articles
Browse latest Browse all 63