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Griechisches Vabanquespiel verstärkt Zinsdifferenz

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Wasserstandsmeldungen und Griechenland – das passt irgendwie, wenn man vom Land der Inseln spricht. Meldungen sind es, die den DAX aufwärts oder abwärts schicken. Montag früh war es wie zu erwarten die neue Hoffnung auf eine Einigung, die den DAX auf 11.400 trieb. Um 10.30 Uhr haben wir dann eine Short-Spekulation in unserem Marktbericht einbezogen, denn die nächste Hiobsbotschaft wird schon kommen. Und klar, gegen 13.30 Uhr verkündete Wolfgang Schäuble, dass man eigentlich keinen Schritt weiter sei. Auffällig im DAX – während die Versicherer schon wieder stattlich zulegen, bleiben Deutsche Bank und Comemrzbank Underperformer. Dies hat seinen Grund, wie Egmond Haidt im Zusammenhang mit der Grexit-Gefahr erläutert.

Es mag ein wenig verrückt sein, den DAX nach Griechenland und der Volatilität zu handeln, doch seit Wochen funktioniert dies. Enden dürfte es dann, wenn die Kuh endgültig vom Eis ist. Sofern dies überhaupt möglich sein sollte.

Während die EU-Finanzminister um eine Lösung im Schuldenstreit mit Griechenland ringen, mancher im Falle der National Bank of Greece wieder in den Kaufmodus wechselt und auch den griechischen Index nach oben treibt, sehen die Investoren schwarz für den Währungsraum. Ein Grexit wäre ein Desaster. Auch für Länder wie Italien oder Spanien und auch für Bankaktien. Das Gegenteil aber könnte sowohl den Anleihenmarkt als auch die Bankaktien entspannen.

Die Spekulanten sind schon unterwegs

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Urlaub Süden Griechen
Das Griechenland-Drama steuert allerdings erst einmal auf seinen Höhepunkt zu und solange liegen Banktitel europaweit wie Blei in den Depots. Nicht, weil die Aussenstände in Griechenland besonders hoch wären, sondern weil man psychologisch angesteckt wird. Die Regierung in Athen zeigt sich gegenüber ihren Euro-Partnern weiter unnachgiebig, auch weil sie weiß, welch massive Folgen ein Austritt Griechenlands für die Euro-Zone haben könnte.

Nachdem Investoren lange Zeit erwartet hatten, am Ende werde es doch zu einer wie auch immer gearteten Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern kommen – zumal 80 Prozent der griechischen Staatschulden in den Händen öffentlicher Gläubiger sind, wie dem Euro-Rettungsfonds EFSF, Euro-Ländern, IWF und EZB – sind sie jetzt nicht mehr so sicher. Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hat die Gläubiger in der Hand: Bei einem Austritt Griechenlands aus dem Euro (Grexit) würde dem Finanzmarkt bestätigt werden, dass der Euro keine Währungsunion mehr ist, sondern nur noch ein Währungsverbund, aus dem man Länder in Schwierigkeiten herauslösen kann.

Zinsaufschläge steigen, Banken fallen…

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Süden Asien Griechen
Entsprechend kocht die Staatsschuldenkrise wieder hoch, weil Investoren zunehmend gegen Italien und Spanien spekulieren. So sind die Zinsaufschläge für zehnjährige italienische Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen auf 1,56 Prozentpunkte nach oben geschossen. Mitte März waren es noch 0,9 Prozentpunkte. Da hilft es auch nichts, dass Bundesbank-Chef Jens Weidmann versucht, die Lage zu beruhigen und die griechische Situation als komplett anders als in Italien oder Spanien bezeichnet.

Diese Länder drücken ebenfalls hohe Schulden und ein Zinsanstieg dort hätte erhebliche Folgen, nicht zuletzt für die dortigen Banken. So sitzen die italienischen Banken auf horrenden 392 Milliarden Euro an italienischen Staatsanleihen. Sie machen zehn Prozent der Bilanzsumme der Banken aus.

Während der Grexit für die Euro-Zone erhebliche Folgen haben dürfte, wären die Griechen die größten Verlierer ihres eigenen Vabanque-Spiels. Zwar hat Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis Gerüchte dementiert, wonach Kapitalverkehrskontrollen bevorstehen. “Auf keinen Fall wird es Kapitalkontrollen geben. Die Geldeinlagen sind gesichert und das Banksystem ist stark.” Bei derartigen Sätzen müssen bei Anlegern aber alle Warnlampen angehen, auch ohne dass man auf die implodierenden Kurse der Aktien und Anleihen der griechischen Banken wie Alpha Bank, National Bank of Greece oder Piraeus Bank schaut.

Bei einem Grexit, den die Deutsche Bank mit 60%-Wahrscheinlichkeit beziffert, dürfte die neue Drachme rund halb so viel Wert sein wie der Euro, weshalb die Inflation in Griechenland explodieren würde. Vielleicht beenden die Geldgeber trotz der enormen Risiken für die Euro-Zone dennoch Tsipras Vabanque-Spiel und wollen lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Das wäre dann auch eine Erleichterung für die Banktitel.

Egmond Haidt


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